Die beiden Konzertabende des Fanfarenzugs Ottheinrich Neuburg gehören zu den beliebtesten Veranstaltungen während des Neuburger Schloßfestes. Auch heuer waren die Karten für die beiden Samstagabende im Marstall bereits Wochen vor dem Renaissance-Spektakel ausverkauft.
Die Hausherren boten dem mitfiebernden und -feiernden Publikum wieder einmal nicht nur hochkarätige Gäste aus Nah und Fern und zeigten sich selbst in absoluter Spiellaune. Sie durften der Öffentlichkeit auch ein neues Gesicht hoch oben auf der Herolds-Kanzel präsentieren: Bernd Winkler gab seinen Einstand als Moderator der Konzerte. Dessen Vorgänger, Schneidermeister Wolfgang Hoffmann, reichte nach 32 Jahren Stab und Robe weiter.
Wer die Fahnenschwinger, Trommler und Bläser des Fanfarenzugs Ottheinrich zu Beginn des ersten Konzertes genau beobachtete, der vermochte wahrscheinlich etwas Wehmut und das eine oder andere Tränchen in deren Gesichtern zu erblicken. Kein Wunder, denn kaum ein Anderer war den Aktiven über mehr als drei Jahrzehnte so verbunden wie Wolfgang Hoffmann, der den Posten als Herold aus Altersgründen weitergeben wollte. Im Jahr 1987, zehn Jahre nach Gründung des Vereins, gab es das erste abendfüllende Konzert des Fanfarenzugs Ottheinrich auf dem Neuburger Schloßfest – und da ließ der Schneidermeister aus Sehensand sein donnerndes „Also höret“ erstmals erschallen. Dieser Ruf allein genügte schon, um das Publikum von Beginn an auf die vielen musikalischen Reisen im Marstallhof mitzunehmen. Doch es war nicht die reine Lautstärke, mit der Wolfgang Hoffmann durch die zahlreichen Abende führte. Vielmehr waren es die klug gewählten Worte, die akribische Vorbereitung auch auf das Programm der Gastgruppen im Vorfeld und die vielen Anekdoten, die der Schneidermeister zum Besten gab. Hintergründe zu den Musikstücken, Geschichten über den Fanfarenzug oder – und derlei Dinge nahmen den Musikern meist am besten das Lampenfieber – einfach mal die Erklärung, wie die modernen Schuhgrößen entstanden sind; Wolfgang Hoffmann wusste auf seine ganz eigene Art zu unterhalten. Seine Kunst bestand allerdings stets darin, sich selbst nicht zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen, vielmehr bereicherndes Beiwerk für den Fanfarenzug Ottheinrich Neuburg und die anderen Gruppen zu sein und die Abende so zusammenzuhalten.
Die Verantwortlichen des Fanfarenzugs Ottheinrich schmerzte es, als Hoffmann seinen Rückzug verkündete. Nichtsdestotrotz mussten sie diesen Schritt akzeptieren und sich auf die Suche nach einem Nachfolger machen. Die Lösung lag letztlich unerwartet nahe. Der Fleischnershausener Bernd Winkler ist in doppelter Hinsicht eine besondere Wahl. Zwar ist er seit Bestehen dieser Konzertreihe erst der zweite Fanfarenzug-Herold, dennoch weiß er ganz genau, wovon er spricht. Winkler war selbst von 1981 bis 2003 als Trommler im Fanfarenzug Ottheinrich aktiv. So kennt er das Wechselbad der Gefühle, das die Aktiven erleben, wenn sie durch den Sand im Marstallhof an einem tobenden Heimpublikum vorbeimarschieren und sich aufstellen, um ihr Bestes zu geben. Im Verkehrsverein „Freunde der Stadt Neuburg e.V.“ ging Winklers Schloßfest-Karriere schließlich weiter, er heuerte zuerst als Hofnarr an und wurde letztlich Gesamtverantwortlicher für den Marstall während der Renaissance-Feiern. Mit der Übernahme der Herolds-Würde schloss sich für Winkler ein Kreis. Und die ersten beiden Moderationen glückten ihm zur Freude der Fanfarenzügler. Wobei Winkler bei der zweiten Veranstaltung wohl mehr unter Druck stand als bei der ersten, zielte doch ein von Marktvogt Friedhelm Lahn beauftragter Armbrustschütze auf die Herolds-Kanzel, denn Winkler hatte den Verkehrsvereinschef am Wochenende davor versehentlich als Wilhelm Lahn vorgestellt. Der Schütze allerdings – sowieso nur zum Amüsement der Eingeweihten herbei beordert – musste nicht anlegen und schon gar nicht abdrücken; beim zweiten Mal passte der Name nämlich.