Beim Fanfarenzug Ottheinrich führen vier bis acht Kleine Fahnen und bis zu fünf Große Fahnen getreu dem Motto „Fahnen voraus!“ den Zug an. Während die Großen Fahnen als reine Schwingfahnen zum Einsatz kommen, werden die Kleinen Fahnen darüber hinaus noch als Wurffahnen verwendet.
Die Kleinen Fahnen haben eine Tuchgröße von 1,35 Meter mal 1,35 Meter. Die Fahnenstange misst rund 1,80 Meter, ist aus Holz und am Griff mit Eisen beschwert. Das ermöglicht eine größere Wurfhöhe und eine verbesserte Flugstabilität.
Bei der Materialauswahl und der Herstellung der Wurffahnen wurde – gemäß dem historischen Gedanken des Fanfarenzuges Ottheinrich – auf eine möglichst große Authentizität Wert gelegt. So entsprechen die Wappen der Fahnen historischen Vorlagen, die Tücher sind aus gebatikter Seide und werden an den hölzernen Fahnenstangen mit Lederbändern befestigt. Wir sind in diesem Zusammenhang sehr stolz, dass wir die Künstlerin Irene Schleer dafür gewinnen konnten, die Wappen der Fahnentücher mit der althergebrachten Technik des Batikens anzufertigen.
Die Großen Fahnen haben eine Tuchgröße von zwei mal zwei Metern. Die Fahnenstange rund 2,60 Meter lang und ebenfalls aus Holz. Die Tücher sind hier aus Baumwolle und wurden maschinell bedruckt.
Zwei der Fahnen zeigen das Wappen der Wittelsbacher aus dem 14. Jahrhundert (Vierung mit Löwen und Rauten) und zwei zeigen den Wittelsbacher Löwen. Die Fünfte trägt auf schwarz-gelb kariertem Grund das Wappen der Stadt Neuburg.
Die Gruppe der Fahnenschwinger umfasst derzeit 13 Fahnenschwinger. Acht davon trainieren einmal wöchentlich das Schwingen und – vor allem – Werfen der Kleinen Fahnen. Während einer Trainingseinheit absolviert jeder Fahnenschwinger gut und gerne 80 – in seltenen Fällen auch schon mal 150 – Würfe. Die Fahne wird dabei auf eine Höhe von fünf bis acht Metern geworfen. Die größte Herausforderung beim Schwingen der Kleinen Fahne ist, neben der erforderlichen Fertigkeit im Umgang selbiger, vor allem die bei Konzertaufführungen nötige Nervenstärke. Ein Fehler in der Schwungfolge hat sofort für jedermann deutlich sichtbare Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Darbietung und damit auf das Gelingen des Ganzen. Das Schwingen der Großen Fahne erfordert neben entsprechender Muskelkraft auch hohe Standfestigkeit und einen großen Sinn für die Reichweite der Fahnestange. In der Kostümauswahl unterscheiden wir Fahnenschwinger uns durch einheitliche Stofffarben von den Trommlern und Bläsern des Fanfarenzuges. Während letztere in bunt gemischten historischen Farben wandeln, sind wir einheitlich in schwarz-gelb gekleidet. Auch ist uns – als einziger Gruppe – gestattet, das eigene Kostüm mit Tüchern oder Kordeln zu verfeinern.
Aufbauend auf 28 Einzelschwüngen und Wurfarten wurden sechs Schwungfolgen und neun Marschwurffolgen komponiert.
Das Glanzstück stellt dabei der Wittelsbacher dar. Hier werden in einem Synchron- und einem Akrobatikteil in unterschiedlichen Formationen die Fahnen geschwungen, geworfen oder mit dem gegenüber stehenden Fahnenschwinger per Wurf getauscht.
Der Wittelsbacher wurde eigens für die Teilnahme der Fahnenschwinger an der Dritten Deutschen Meisterschaft im Fahnenschwenken konzipiert, die 1994 stattfand. Wir traten seinerzeit als Gruppe in den Kategorien Gruppensynchronschwenken und Gruppenakrobatik an und errangen in der ersten Disziplin auf Anhieb den dritten Platz. Zwei Jahre später kamen wir mit dem Akrobatikteil auf den vierten Platz.
Wappen der Pfalz Neuburg seit 1506
(Schloß Neuburg mit Steckenreitern und Löwe)
Wappen der Wittelsbacher aus dem 14. Jahrhundert
(Vierung mit Löwen und Rauten)
Löwenschild seit 1214
(Wittelsbacher Löwe)
Wappen von Pfalz Neuburg seit 1557
(Blauer Löwe als Herzschild auf Wappen der Wittelsbacher)
Wappen von Pfalz Neuburg seit 1609
(Diverse einzelne Wappen)
Wappen des Freistaates Bayern seit 1950