Traditionell sind auch an die Fanfarenzüge gewisse, nicht verhandelbare Standards zu setzen:
1. Instrumentierung
Obgleich der historisch selben Wurzeln und im Wissen darum, dass ein Fanfarenzug eben auch nur eine Form des Spielmannszugs ist, werden traditionelle Spielmannszüge aufgrund ihrer Instrumentierung leider nicht, sondern ausschließlich Naturtonfanfarenzüge (Naturtrompete, Trommel) eingeladen. Ventil- oder Umschaltinstrumente sind, egal ob die Mechanismen beim Spielen tatsächlich benutzt werden, keinesfalls statthaft. Glockenspiele und sonstige Nebeninstrumente sind ebenfalls nicht zulässig. Geduldet werden Hörner (Naturton und sofern nicht zu prominent) und Marschtrommeln, bei Bühnenauftritten und Standkonzerten auch Kesselpauken. Die Fanfarenzüge am Neuburger Schloßfest haben ankündigenden, heraldischen und umrahmenden Charakter. Für die höfische Musik gibt es genügend andere Protagonisten, für moderne Stimmungsmusik genügend andere Feste.
2. Repertoire
Es gilt die heraldische oder „altdeutsche“ Fanfarenmusik in freiem Vortrag ohne Notenblätter. Moderne Rhythmen, Ohrwürmer aus Funk- und Fernsehen oder Faschingsmusik sind, auch in Abwandlungen, absolut unerwünscht. Hingegen sind Entleihungen aus der klassischen Musik, schon aufgrund ihrer weiten Verbreitung und großen Akzeptanz, natürlich statthaft. Was auf jeden Fall gebraucht wird, das sind Märsche und mehrere kurze Signale, die ihr für jeden Reiter beim Ringelstechen oder auf Zuruf eines Herolds bei zahlreichen Gelegenheiten jederzeit spielen könnt.
3. Gewandung
Das Erscheinungsbild ist ein wichtiges Kriterium. Natürlich wäre es uns lieb, wenn die Gastzüge dem historischen Bild der Renaissance möglichst nahe kämen. Gleichwohl ist uns bewusst, dass hier oft der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Dennoch bitten wir um Verständnis, dass die Gesamterscheinung zumindest annähernd in die Renaissance passen muss und daher moderner gewandete Gruppen leider nicht zugelassen werden können. Zudem sind folgende Dinge nicht zulässig:
- Werbung jeglicher Art, egal ob auf Fahnen, Fanfaren- oder Trommeltüchern oder sonst wo,
- offen sichtbare Reißverschlüsse, Klettverschlüsse, (Kunst-)Stoffgürtel usw.,
- „Halbgewänder“, z. B. moderne Hosen und Pseudowams, Phantasiekleidung,
- offen getragene Armbanduhren, Handys, Fotokameras,
- Sonnenbrillen,
- moderne (Mode-)Accessoires,
- Sportschuhe, moderne Sandalen, usw.,
- Plastikhüllen für Standarten oder Fahnen.
Ein Punkt liegt dem Verkehrsverein verständlicher Weise besonders am Herzen:
- Auf keinen Fall T-Shirts!
Das Fest findet in den Sommermonaten statt. Ja, da ist es heiß und wenn gerade kein Auftritt ansteht und der gemeine Fanfarenzügler seine Freizeit auf dem wunderbaren Fest verbringt, dann lässt er das Wams gerne einmal in der Burgwehr, dem Stützpunkt der Fanfarenzüge. Das kann er oder sie auch tun, sofern unter dem Wams ein in die Renaissance passendes Hemd zum Vorschein kommt. Die bei vielen Zügen bevorzugt getragene Kombination aus Kniehose und T-Shirt, am besten noch mit Aufdruck, führt unweigerlich zur Beanstandung und zur vorzeitigen Rückkehr in die Innenräume der Burgwehr. Also: Besorgt Euch bitte passende Hemden und Gürtel dazu. Ohnehin eine für jeden historischen Fanfarenzug lohnende Investition. Zur Not könnt ihr Euch auch noch auf dem Fest eindecken.
4. Kondition
Die Neuburger sind ein eher wetterfestes Völkchen. Solange es also keine „g’schliffenen Hackl“ regnet, wird gespielt. Das heißt, dass jeden Tag mehrere Reiterspiele (=Ringelstechen), Steckenreitertänze und sonstige Veranstaltungen von den Fanfarenzügen eröffnet und musikalisch begleitet oder andere Gruppen und Delegationen durch die Menschenmenge von A nach B eskortiert werden müssen. Es kann schon vorkommen, dass der Zug auch bei Hitze oder Regen mal länger stehen oder auch mal kurzfristig und außerplanmäßig spielen muss. Nichts für zarte Gemüter. Zur Beruhigung: Die Gewänder trocknen wieder und Getränke werden überall gereicht bzw. auf Verlangen gebracht.
Und am Ende des (Sams-)Tages steht dann noch ein gemeinsames Standkonzert an: Drei Fanfarenzüge und eine Fahnenschwingergruppe treten in jeweils ca. 20-minütigem Vortrag und Moderation vor großem und interessiertem Publikum auf. Nach Ende der jeweiligen Aufführung marschiert niemand aus, sondern tritt nur zur Seite und erweitert die Kulisse für die nachfolgenden Gruppen. Der Ausmarsch erfolgt gemeinsam und gemischt, wobei ein (einfacher) Marsch, den ihr rechtzeitig vor dem Fest von uns zugesandt bekommt, bei einem weiteren Umzug durch die gesamte Obere Stadt gespielt wird.
Hierzu gleich noch etwas: Das Neuburger Schloßfest ist „heiliger Boden“. Will heißen, dass es dem Neuburger Verkehrsverein tatsächlich vollkommen egal ist, ob ein Zug mit dem anderen „kann“ oder seine Verbandsstatuten es irgendwie verbieten, mit irgendjemandem bei irgendwas zusammen zu musizieren. Sofern ihr einem solchen Diktat unterliegt und befürchten müsst deshalb in die Hölle zu kommen, sagt es uns bitte vorher. Dann kommen wir leider nicht zusammen.
Bitte stellt Euch darauf ein: Das Schloßfest ist kein Erholungsausflug. ihr braucht sowohl körperliche als auch musikalische Kondition. ihr agiert NIE unter Idealbedingungen, müsst flexibel sein und auch mal aus dem Stand heraus „ordentlich einen raushauen“ können. Jeder Fanfarenzug wird dabei gleichermaßen gefordert. Aber glaubt uns: Wenn ihr richtig Bock habt und die Leute mitreißen könnt, dann werdet ihr mächtig viel Spaß und ein unvergesslich tolles Wochenende haben.
5. Fähigkeiten und Fertigkeiten
Bitte versteht uns nicht falsch, aber Euer Fanfarenzug sollte schon etwas drauf haben und akustisch wie optisch etwas hermachen. Beim Publikum am Neuburger Schloßfest handelt es sich vorrangig nicht um Fachpublikum, sondern um ganz einfache Menschen, die in der Seele berührt und begeistert werden wollen. Diesen Leuten ist der Schwierigkeitsgrad Eurer Stücke herzlich egal. Entweder klingt es gut oder es klingt schlecht. Entweder es macht etwas mit ihnen oder eben nicht. Ein gewisser „Bums“, Dynamik und Melodik sind zweifelsohne von Vorteil und wenn ihr dabei auch noch Spaß vermittelt, dann bekommt ihr garantiert etwas zurück. Individualität ist Trumpf. Dementsprechend variabel und belastbar sollte Euer Repertoire sein. Spielen alle immer wieder dieselben Stücke, wird es halt schnell langweilig. Hier gibt es keine Titel zu erringen, es werden keine Wertungstafeln hochgehoben. Der Lohn besteht aus Beifall und Begeisterung – und manchmal bekommt ihr auch einen ausgegeben. Die Menschen möchten unterhalten werden, mit Kunst die fühl- und vor allem begreifbar ist. Spätestens im Standkonzert, im berühmtberüchtigten „Sandkasten“ des Marstallhofes, in dieser ganz besonderen Atmosphäre, wird spürbar, was damit gemeint ist.